Servus allerseits,
wenn der Regelwerks-Diskurs hier schön eröffnet wird, teile auch ich mal meine Meinung dazu. Vorab sei gesagt, dass meine Kritik nicht der Arbeit der Moderatoren gilt, sondern der Grundlage auf Basis welcher sie ihre Entscheidungen treffen müssen. Würde sich diese (aus meiner Sicht) bessern, gäbe es auch weniger allgemeine Unzufriedenheit mit etwaigen Urteilen, da von vorne herein weniger Interpretationsspielraum vorhanden ist.
Wo genau siehst du die Problempunkte im Regelwerk? Kannst du vllt ein paar Bsp bringen, bzw auf die entsprechende Regel hinweisen?
Grundsätzlich problematisch finde ich die auftretenden Schwammigkeiten in der Auslegung, mangelnde Details/Spezifizierungen bzw. die auch schon von Kutzi erwähnten "ungeschriebenen Regeln". Diese sind für einen Neuling nicht zu durchschauen, oder genauer gesagt, durch reines Lesen des Regelwerks überhaupt nicht zu erkennen. In diesem Zusammenhang fällt auch das Wort "Regelausnutzung" sehr gerne, womit ich persönlich ein Problem habe. Entweder halte ich mich an eine Regel, und schöpfe die mir gegeben Möglichkeiten aus, oder ich breche sie, aber dazwischen gibt es keinen Weg. Hier wird auch oft angebracht, man solle seinen gesunden Menschenverstand benutzten (wozu ich generell nur Raten kann), dies aber im Kontext eines Regelwerks mMn. nicht zielführend ist, es soll schließlich nicht subjektiv Interpretiert werden, sondern eineindeutig definiert werden.
Beispiel 1: Farmschutz
"Der Farmschutz besagt, dass Fahrzeuge des Schützlings nur entwendet und/oder verchopt werden dürfen, falls diese keine Güter einer kürzlich absolvierten Farmingtour enthalten und der Schützling im Stande einer Neuanschaffung des Fahrzeugtypes ist."
Hier steht eindeutig "KEINE". Nicht wenig, oder etwas, keine. Wenn ich also nach jeder Farmtour genau 1 Farmgut im LKW lasse, um von dieser Regel Gebrauch zu machen, handel ich innerhalb der schriftlichen Vorgaben des Regelwerks. Ob man das nun für sinnvoll hält sei dahingestellt, aber dann ist die Regel schlecht formuliert, und nicht der Spieler "schuld". Laut Moderation nutze ich dann aber eine Regel aus.
Dies ließe sich jedoch durch präzisere Formulierungen beheben, ohne die nie klar ist, ab wann denn überhaupt noch Farminggüter "vorhanden" sind: 10, 20, 50,100? Ab einem gewissen Punkt muss der Schutz ja gewollt sein, sonst gäbe es die Regel nicht, aber wer legt den fest?
Ebenso wird mit keiner Silbe erwähnt, dass nur weil das System "Farmschutz" heißt, es sich bei den Fahrzeugen auch um FARMfahrzeuge handeln muss, damit die Regel überhaupt greift, es lässt sich ja durchaus auch (aus welchen Gründen auch immer) mit diversen anderen Fahrzeugen farmen.
Vorschlag: "Der Farmschutz besagt, dass Farm-Fahrzeuge des Schützlings nur entwendet und/oder verchopt werden dürfen, falls diese nicht mehr als eine geringfügige Menge (≤10% Lkw-Kapazität) Güter einer kürzlich absolvierten Farmingtour enthalten und der Schützling im Stande einer Neuanschaffung des Fahrzeugtypes ist." (Verneinung ließe sich hier bei Bedarf nach vorne verschieben) Der Prozentwert ist ein (leicht zu berechnender) Beispielwert, setzt aber für beide Seiten klar definierte Grenzen, ohne Diskussionsmöglichkeit. Was nun "kürzlich" bedeutet, ist auch fraglich, aber mMn. in diesem Kontext weniger relevant, sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt.
Ebenso gibt der Farmschutz vor, Rucksäcke nicht entwenden zu dürfen. Dies hatte meiner Auffassung nach den Grund, das (große) Rucksäcke ein "friedliches" Gut sind, und nahezu ausschließlich für Farmingzwecke genutzt werden. Demnach sollten sie neuen geschützten Spielern grundsätzlich nicht abgenommen werden, um ihnen das Farmen zu erleichtern, ob diese sich nun grade aktiv an z.B. der Kupfermine befinden, oder nur vor Kavala mit einem Pickup herumfahren. Auch hier wurde mir von der Moderation gesagt, obige Regel greift nur während des eigentlichen Farmingprozesses, und nicht als grundsätzlicher Schutz für neue Farmer. Auch hier fände ich einen etwas detailreicheren Text schön, der das klar festlegt.
Als kleinen Zusatz würde ich mir wünschen, dass hier klar gestellt wird, ob Crafting-Komponenten auch unter den Term "Güter" fallen.
Beispiel 2: VDM
In der gesamten Regel wird nur vom Überfahren von Spielern oder aber dem Zerstören von Fahrzeugen geredet. Meiner Erfahrung nach ist das Rammen von Fahrzeugen, z.B. während einer Verfolgungsjagd gestattet, solange kein Spieler stirbt. Es darf durch die Luft geschleudert werden, zu HP-Verlust kommen (was in einem evtl. folgenden Gefecht ein massiver Nachteil ist), was auch immer. Sobald es aber zum Tode eines Spielers kommt, wirklich absichtlich oder nicht (Arma halt), handelt es sich um VDM, und wird entsprechend geahndet. Hierfür finde ich keine Regelgrundlage (sei dies nun bei VDM oder RDM einzuordnen), solange das Fahrzeug überlebt.
Beispiel 3: RDM
"Ein Spieler darf Spieler erschießen, wenn diese/r eine Forderung nach angemessener Zeit nicht erfüllt." Was für eine Forderung hier zu Grunde liegen muss, ist nicht spezifiziert. Muss explizit mit tödlicher Gewalt gedroht werden, reicht nur die Androhung von Schusswaffengebrauch (auch gegen Nicht-Spieler, z.B. das Fahrzeug, aka "disablen"), oder reicht schon eine nicht-gewalttätige Forderung ("einmal anhalten bitte")? Dies ist entscheidend für die Interaktion von Spielern, geht aber aus diesem Satz nicht hervor, sondern ist meist nur durch Überlieferungen bekannt. Eine Kategorisierung von "Calls" u.ä. wäre hier durchaus möglich.
So oder so ähnlich findet sich eine Detail-Knappheit bei vielen Regeln wieder, die zwar als grober roter Faden ganz nett sind, aber zur klaren Absteckung von Grenzen nicht ausreichen. Alles in allem würde ich mir mehr Beispielsituationen bzw. genauere Vorgaben wünschen. Wie genau hat ein "Call" zu erfolgen, unter welchen Umständen darf wie gehandelt werden, etc. Ich verstehe die Bedenken, dass man neue Spieler nicht mit einem ganzen Lexikon an Regeln erschlagen möchte, aber oftmals lesen leider viele Neulinge die Regeln überhaupt nicht, und spielen einfach mal drauf los (häufig inGame erlebt). Tritt dann ein Neuling mit anderen Spielern in Kontakt, und es kommt zum Gespräch über Regeln, wird oft zusätzlich, auf Grund der verschiedenen kursierenden Auslegungen, Halbwissen verbreitet, was auch keinem Hilft. Und wenn ich mich mit dem Regelwerk wirklich auseinandersetzten möchte, dann würde ich persönlich mich eher über eine längere und an manchen Stellen detailliertere Ausführung freuen, anstatt am Ende 30 offene Fragen zu haben, weil viel undefiniert ist. Klar, kann ich einen Mod kontaktieren, bekomme aber dann eine unter Umständen abweichende Auslegung, je nach Mod, und belaste das System auch noch zusätzlich mit Nachforschungen, die man teils durch ein umfangreicheres Schriftstück im Voraus hätte verhindern können. Mir ist bewusst, dass sich hier niemals alle möglichen Situationen abdecken lassen, aber oftmals ließe sich eine Unklarheit mit nur ein Paar zusätzlichen Worten beheben, und eine breitere Palette an Vorgaben oder Hilfen wäre sicherlich von Vorteil. Aktuell basiert die Auffassung (außerhalb des wirklich sehr groben Gerüsts), was regel-technisch erlaubt ist und was nicht, vornehmlich darauf, wie in der Vergangenheit von Moderatoren/Operatoren entschieden wurde, und nicht was rein im Regelwerk schriftlich niedergelegt ist, à la Fallrecht. Das sollte meiner Meinung nach nicht so laufen, grade da für die normale Spielerschaft, im Gegensatz zum realen Vorbild, vergangene "Gerichtsentscheidungen" in Präzedenzfällen eben nicht einsehbar sind (was an und für sich für den Server ja auch richtig ist), aber somit Detail-Entscheidungen nicht verfolgbar macht.
Bitte bedenkt, dass man als alter Hase vielleicht vieles als redundant oder "klar" ansehen mag, was aber nicht für jeden Außenstehenden genauso offensichtlich ist.
Ich bedanke mich fürs Lesen und konstruktives Feedback